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125 Die Fabel
Von klein auf, Platero, empfand ich
immer ein instinktives Grauen vor der lehrhaften Tierparabel, wie vor der
Kirche, der Guardia Civil, den Toreros und der Ziehharmonika. Die Tiere, die
ständig dummes Zeug von sich geben, das ihnen die Fabeldichter eingetrichtert
haben, kamen mir so abscheulich vor wie die stummen, ausgestopften Geschöpfe
in den stinkenden Vitrinen des Naturkundesaals unserer Schule. Jedes Wort, das
sie sagten - nein, das irgend so ein verschnupfter, bärbeißiger Herr mit gelbem
Gesicht sagte -, kam mir vor wie ein Glasauge, wie der Drahtbügel unter einem
Flügel, wie der als Ständer benutzte künstliche Ast. Später, als ich in Huelva
und Sevilla dressierte Zirkustiere sah, tauchten die
Fabeln aus der Vergessenheit, in die sie mitsamt den Klassenarbeiten, den
Belobigungen und der ganzen einstigen Schule versunken waren, wieder auf, wie
scheußliche Albtraumbilder aus meiner Knabenzeit.
Ich war bereits erwachsen, Platero,
als ein Fabeldichter, Jean de La Fontaine,
von dem du schon manche Geschichte aus meinem Mund gehört hast, mich mit den
redenden Tieren versöhnte; und mancher Vers von ihm klang in meinen Ohren
wirklich wie die wahre Stimme der Krähe, der Taube oder der Ziege. Aber immer
habe ich mir bei der Lektüre das moralische Fazit erspart, diesen dürren
Schwanz, diesen Aschenrest, diese am Schluß schlaff am Boden schleifende
Steißfeder.
Zwischen uns ist klar, Platero, daß
du kein Esel im vulgären Sinn des Wortes bist; auch keiner gemäß der Definition
im Wörterbuch der Spanischen Akademie. Du bist einer, ja, aber einer von der
Art, die meiner Erfahrung und meinem Verständnis entspricht. Du hast deine Sprache und nicht die meine,
sowenig wie ich die der Rose spreche oder diese die Sprache der Nachtigall
spricht. Du brauchst also nicht zu befürchten, daß ich, wie du
möglicherweise beim Anblick meiner Bücher gedacht hast, dich jemals zum
geschwätzigen Gaukelhelden eines Fabelhistörchens machen und deine volltönende
Ausdrucksweise mit den Redensarten des Fuchses oder des Distelfinks zusammenzwirnen
würde, um dann, in Kursivschrift, die schale und frostige Formel der aus
solchem Schnickschnack gezogenen moralischen Schlußfolgerung zu präsentieren.
Nein, Platero . . .
Aus: Juan Ramón Jiménez, Platero und ich.
Andalusische Elegie, 11. Aufl. Berlin 2016, S. 212 f.
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Aus Ovids Metamorphosen (Buch III)
Es gab ein Tal, dicht
bewachsen von Kiefern und der spitzen Zypresse, namentlich Gargaphie und der aufgeschürzten Diana heilig, in dessen äußersten
Schlupfwinkel eine Waldgrotte liegt, die von keiner Kunst erschaffen wurde: Die
Natur hatte durch ihr eigenes Talent ein Kunstwerk vorgegeben; denn mit
lebendem Bimsstein und leichten Tuffsteinen hatte sie einen natürlichen Bogen
gespannt; zur Rechten erklingt eine Quelle, durchsichtig aufgrund ihres
seichten Wassers, die an ihrem offenen Schlund von einem mit Gras bewachsenen
Ufer umgeben ist. Hier pflegte die
Göttin der Wälder, erschöpft von der Jagd, ihre jungfräulichen Glieder mit
klarem Wasser zu übergießen. Nachdem sie dorthin gegangen war, übergab sie
einer der Nymphen, der Waffenträgerin, den Wurfspieß, den Köcher und den
entspannten Bogen, eine andere nahm das abgelegte Obergewand in ihre Arme,
nehmen ihren Füßen die Sandalenbänder ab; Crocale, Tochter des Ismenus, bindet,
denn sie ist geschickter als jene, die am Nacken verstreuten Haare zu einem
Knoten, auch wenn sie sie selbst offen hatte, und Nephele, Hyale, Ranis, Psecas
und Phiale nehmen das Nass heraus und übergießen sie aus geräumigen Krügen. Und
während Titania sich dort im gewohnten Wasser abspülen lässt, siehe, der Enkel des Cadmus, der einen Teil
seiner Arbeit aufgeschoben hat, gelangt, sich mit unsicheren Schritten
herumtreibend, durch den unbekannten Wald in den Hain: So trug jenen das
Schicksal. Sobald er die durch die
Quelle träufelnde Höhle betreten hat, schlugen sich die Nymphen, nackt wie sie
waren, beim Anblick des Mannes auf ihre Brüste und erfüllten mit plötzlichem
Heulen den ganzen Wald und verbargen Diana, nachdem sie sie umringt hatten, mit
ihren Körpern; dennoch ist die Göttin selbst größer als jene und überragt alle
bis um ein Haupt. Welche Farbe der
purpurnen Morgenröte oder den Wolken gewöhnlich eigen ist, wenn sie von vorne
vom Strahl der Sonne getroffen wurde, diese war im Antlitz der Diana, als sie
ohne Kleidung gesehen wurde. Obwohl sie von der Schar ihrer Begleiter dicht
umgeben wurde, stellte diese sich dennoch schräg zur Seite und wandte ihr
Gesicht um, und wenn sie auch lieber Pfeile hervor genommen hätte, so schöpfte sie Wasser, das sie hatte,
und übergoss damit das Gesicht des Manne, und während sie seine Haare mit dem
rächenden Wasser benetzte, fügte sie diese vorhersagenden Worte des kommenden
Unglücks hinzu: "Jetzt ist es dir erlaubt, zu erzählen, dass ich mit abgelegtem
Gewand gesehen wurde, wenn du es erzählen kannst!" Mehr Drohungen machte
sie nicht, und sie verteilt auf seinem
Haupt die Hörner des lebhaften Hirsches, gewährt seinem Hals Raum, spitzt oben
seine Ohren zu, tauscht Hände mit Füßen, Arme mit langen Beinen und verhüllt
seinen Körper mit einem fleckigen Fell; auch Furcht fügte sie hinzu: Der Held,
Autonoes Sohn, floh und wundert sich, dass er selbst beim Laufen so schnell ist.
Als er aber im Wasser Gesicht und Hörner sieht, wollte er sagen: "Ich Armer!"
Aber keine Stimme folgte! Er stöhnte. Jenes war seine Stimme, und die Tränen
strömten über sein Gesicht, das nicht mehr das seine war. Es blieb nur der
frühere Geist. Was soll er tun? Soll er nach Hause und in den königlichen
Palast zurückkehren oder sich in den Wäldern verstecken? Zu diesem hindert sie
Scham, zu jenem die Furcht. Während er
zögert, haben ihn die Hunde gesehen, und zuerst gaben Melampus, von
spartanischer Abstammung, und der schlaue Ichnobates, von kretischer
Abstammung, durch Gebell Zeichen. Darauf stürmten die anderen, schneller
als der Wind, rasch nach: Pamphagos, Dorceus, Oribasos, alle Arkadier und der
starke Nebrophonos zusammen mit Laelape, der wilde Theron und Pterelas, nützlich
mit den Füßen, und Agre, nützlich mit den Nüstern, der wilde Hylaeus, der
neulich von einem Eber verletzt worden war, und die von einem Wolf aufgenommene
Nape und Poemenis, die das Vieh gesichert hat, und Harpyia, begleitet von ihren
Kindern, und Ladon, der Sicyonier, einen schmalen Unterleib mit sich tragend,
Ladon, Dromas, Canache, Sticte, Tigirs, Alce, Leucon mit schneeweißen und
Asbolos mit dunklen Zotteln, und der sehr starke Leucon, die im Lauf starke
Aello, Thoos, der schnelle Cyprio mit seinem Bruder Lycisce, und Harpalos,
seine dunkle Stirn in der Mitte von einem weißen Fleck gezeichnet, Melaneus
und, von struppigem Körper, Lachne, und von diktaeischem Vater, jedoch
spartanischer Mutter gezeugt, Labros, Argiodus und mit heller Stimme Hylactor, und
welche, über die zu berichten eine Verzögerung ist: Die Schar folgt ihm, gierig nach Beute, über Felsen, Klippen und durch
Schluchten, die eines Zugangs entbehren, wo es schwierig ist, wo kein Weg ist.
Jener flieht durch die Gegend, wo er diesen oft gefolgt war und, ach, er selbst
flieht vor seinen Dienern. Er wollte rufen: "Ich bin Actaeon: Erkennt euren
Herrn!" Die Worte fehlen im Geiste; der Aether hallt von Gebell wider.
Zuerst fügte Melanchaetes ihm eine Wunde im Rücken zu, als nächstes Therodamas,
Oresitrophos verfing sich in seiner Schulter: Sie waren später ausgezogen, aber
über Schleichwege des Berges den Weg früher zurückgelegt; während jene ihren
Herrn festhalten, kommt die übrige Schar zusammen und stößt die Zähne in seinen Körper. Schon mangelt es an Platz für
Wunden; jener stöhnt und gibt einen Laut
von sich, der zwar nicht menschlich ist, den aber dennoch kein Hirsch
hervorbringen könnte, und der erfüllt die bekannten Bergrücken mit
traurigen Klagen, und er sinkt auf die Knie, ähnlich eines Bittenden, und
wendet sich flehend herum, als wären seine Blicke Arme. Aber seine Gefährten
spornen mit gewohnten Ermunterungen ahnungslos die wilde Schar an und ihre
Augen suchen Actaeon, und als wäre er abwesend rufen sie wetteifernd:
"Actaeon!" Bei seinem Namen wendet jener das Haupt, und sie beklagen, dass er
abwesend sei und dass er zu spät erscheine, um das Schauspiel der Beute zu
sehen. Er wäre gerne abwesend, aber er ist da; er wollte die wilden Taten
seiner Hunde sehen, sie aber nicht fühlen. Sie
umringen ihn von allen Seiten, versenken die Schnauzen in seinem Körper und
zerfleischen ihren Herrn unter dem Trugbild des Hirsches, und nicht eher, als
bis sein Leben durch tausend Wunden ein Ende fand, soll der Zorn der Köcher
tragenden Diana gestillt worden sein.
Apuleius,
Der goldene Esel (Inhalt)
Erstes Buch:
Der Erzähler, er nennt sich Lucius,
ist auch der Held des Romans. Er berichtet in der Ich-Form von seinem
wechselvollen Schicksal. Im Prolog spricht er den Leser direkt an und stellt
sich ihm kurz vor, wobei die Gestalt des Autors mit der des Romanhelden
verschmilzt.
Auf einer Geschäftsreise nach
Thessalien, das als Land der Hexerei
bekannt ist, begegnet er dem Händler Aristomenes. Der erzählt ihm, wie sein
alter Freund Sokrates in seiner Gegenwart von einer Hexe mittels Magie ermordet
wurde. Der skeptische Begleiter des Aristomenes will davon nichts wissen und
hält den Bericht für Geschwätz.
In der Stadt Hypata wird Lucius von
seinem Gastgeber, dem geizigen Wucherer Milo empfangen.
Zweites Buch:
Mehrfach hört Lucius in den folgenden
Tagen Schreckliches über die Gefährlichkeit
der Hexen. Insbesondere erhält er eine Warnung vor Milos Frau Pamphile,
die zu den thessalischen Zauberinnen gehört. Seine Neugier wird dadurch aber
nur angestachelt. Als er nachts von einer Einladung betrunken heimkehrt, stößt
er vor Milos Haustür auf drei Räuber, die er mit seinem Schwert tötet.
Drittes Buch:
Am nächsten Tag wird Lucius verhaftet
und wegen Mordes angeklagt. Er ist überrascht, von allen ausgelacht zu werden.
Die Gerichtsverhandlung findet
öffentlich im Theater vor einer riesigen Menge statt. Die gelungene
Verteidigungsrede des Angeklagten
bleibt wirkungslos. Man zwingt ihn, die drei aufgebahrten und verhüllten
Leichen aufzudecken. Da stellt sich heraus, dass es in Wirklichkeit drei Schläuche sind. Das
Publikum bricht in lautes Gelächter aus und zieht ab.
Schließlich erfährt Lucius, dass die
Anklage nur ein frecher Spaß war. Den Anlass für ihn gab das Fest des Lachens, das an diesem Tag
gefeiert wurde.
In Milos Haus erfährt Lucius von der
Dienstmagd Photis, mit der er ein sexuelles
Verhältnis hat, dass Pamphile die
Schläuche magisch belebt hatte, so dass sie wie
Einbrecher aussahen. Nun möchte er
als versteckter Zuschauer Augenzeuge von Pamphiles Zauberei werden. Photis
willigt zögernd ein und lässt Lucius zusehen, wie Pamphile die Gestalt eines Uhus annimmt. Eine solche Verwandlung
möchte Lucius selbst erleben. Weil aber Photis die Zaubersalbe, mit der er sich
einzureiben hat, verwechselt, verwandelt
Lucius sich nicht in einen Vogel, sondern in einen Esel. In tierischer
Gestalt bleibt ihm aber sein menschlicher
Verstand uneingeschränkt erhalten. Die Dienerin verspricht ihm, die
Verwandlung am folgenden Morgen rückgängig zu machen, wofür sie Rosen besorgen
will, die er zu diesem Zweck verzehren soll. Bis dahin soll er als Esel im
Stall bleiben. In der Nacht dringen Einbrecher in das Haus ein. Beim
Abtransport ihres Diebesguts setzen sie Lucius als Transportesel ein.
Damit
beginnen die langen Irrfahrten des Esels. Er wird schwer beladen und auf
dem Weg durch unwegsames Gebirge mit Schlägen übel zugerichtet.
Viertes bis sechstes Buch:
Nach Lucius' Einstieg in die
Zauberwelt ist seine darauf gerichtete Neugier befriedigt; nun wechselt er
zwangsläufig die Perspektive und betrachtet die gewöhnliche Welt der Menschen
von außen. Da die Menschen ihn für ein normales
Tier halten, gehen sie in seiner
Gegenwart ungehemmt ihren intimen
Beschäftigungen und Gesprächen nach.
Lucius beobachtet, hört und versteht alles; dank seiner langen Ohren kann er
weit Entferntes aufnehmen. Seine Rolle ermöglicht ihm Einblicke in Abgründe der Alltagswelt, die aus
diesem Blickwinkel mindestens so schauderhaft erscheint wie die Welt der
Hexerei aus gängiger menschlicher Sicht. Hinzu kommt, dass Lucius, der als Mensch der Oberschicht angehörte,
als Lasttier Personen ausgeliefert ist, die in der sozialen Rangordnung tief
unten stehen oder gar Ausgestoßene der Gesellschaft sind.
Nach schweren Strapazen gelangt der
Räubertrupp mit Lucius in die Höhle, die der
Bande als Versteck dient. Eine andere
Schar trifft ein, man berichtet einander von den
Erlebnissen. Es zeigt sich, dass die
Verbrecher bei ihren Unternehmungen und Auseinandersetzungen mit der Umwelt
leichtsinnig vorgehen und deshalb Verluste erleiden.
Von einem nächtlichen Beutezug
bringen die Räuber ein vornehmes Mädchen namens Charite mit, das sie entführt
haben, um Lösegeld zu erpressen. Ein Fluchtversuch des Esels mit Charite
scheitert. Die Räuber diskutieren über eine grausame Bestrafung der Geflohenen,
der Esel soll getötet werden.
Siebtes Buch:
Ein Späher der Räuber berichtet, dass
man in Hypata nach dem verschwundenen
Lucius fahndet, weil man ihn für
einen Komplizen der Räuber hält. Auch in seiner
Heimatstadt wird er schon gesucht.
Kurz vor der geplanten Tötung des Esels taucht Charites Verlobter Tlepolemus
auf. Er gibt sich als Räuber namens Hämus aus und gewinnt das Vertrauen der
Bande. Er kann die Räuber übertölpeln und Charite befreien, wobei er den Esel
mitnimmt. Nun gehört der Esel dem jungen Paar und wird zunächst gut behandelt.
Bald gerät er aber wieder in größte Schwierigkeiten, wird als Transporttier eingesetzt und hat vom
Eseltreiber viele Misshandlungen zu erdulden.
Achtes bis zehntes Buch:
Ein Sklave Charites trifft ein und
berichtet, dass Tlepolemus von einem Nebenbuhler, den Charite abgewiesen hatte,
ermordet worden ist. Charite hat sich daraufhin
umgebracht, nachdem sie an dem Mörder Rache genommen hatte. Als die
Sklaven der beiden davon erfahren, ergreifen sie die Flucht.
Der
Esel muss ihnen in eine ungewisse Zukunft folgen und erlebt unterwegs wiederum
ein gefährliches Abenteuer. Schließlich wird er auf dem Markt verkauft.
Sein neuer Besitzer ist ein Anhänger der Syrischen Göttin, ein Scharlatan, der
mit seinen Gefährten bettelnd umherzieht; sie leben von den Gaben
leichtgläubiger Menschen, denen sie als Wahrsager zukünftigen Erfolg verkünden.
Wieder wird der Esel gequält und gerät
in Lebensgefahr.
Eines Tages werden die Betrüger wegen
eines Diebstahls festgenommen, und der Esel
wird ein weiteres Mal auf dem Markt verkauft. Der Käufer ist ein Müller, der
ihn als Mühlenesel verwendet. In der Mühle wird er zum Zeugen der
Grausamkeiten
gegenüber den dort eingesetzten Sklaven und Tieren und wird auch selbst
geschunden. Nebenbei erhält er Einblick in den Ehebruch der
Müllersfrau, dessen Aufdeckung er ermöglicht,
indem er den Liebhaber aus dessen Versteck zwingt. Darauf jagt der Müller seine
Frau davon. Sie rächt sich, indem sie ihn mittels Hexerei ums Leben bringt.
Für
den Esel bedeutet das einen neuen Besitzerwechsel, dem weitere folgen. Er
leidet unter Hunger und Kälte, erfährt von furchtbaren Schicksalen und muss
rohe Gewalt und ihre Folgen miterleben. Auch in sexuelle Perversion wird er
verwickelt. Schließlich gelingt ihm in Korinth die Flucht; er flieht in die
nahe Hafenstadt Kenchreai.
Zu Beginn des elften und letzten Buches tritt endlich die Wende ein. Der Esel wendet sich an die Muttergöttin und bittet
sie um Hilfe. Sie, die bei allen Völkern unter verschiedenen Namen verehrt
wird, erscheint ihm in der Gestalt der Isis und kündigt ihm seine Rettung bei
ihrem bevorstehenden Fest an. Bei der Festprozession in Kenchreai wird er
Gelegenheit erhalten, die erlösenden Rosen zu verzehren. Zum Dank dafür soll er
ihr nach der Wiedererlangung seiner menschlichen Gestalt für den Rest seines
Lebens dienen. Tatsächlich wird er öffentlich vor der staunenden Menge in den
Menschen Lucius zurückverwandelt. Nach einiger Zeit lässt Isis ihn in ihre
Mysterien einweihen. Auf ihre Anweisung hin übersiedelt er nach Rom, wo er ihr
weiterhin dient. Dort empfängt er zwei Einweihungen in die Mysterien von Isis'
Gatten Osiris und in das Kollegium der Isis-und Osirispriester berufen. Das
Priesteramt, das er kahlgeschoren auszuüben hat, erfüllt ihn mit Befriedigung.
Seinen Lebensunterhalt verdient er als Rechtsanwalt. So kommen seine Abenteuer
zu einem glücklichen Abschluss.
Der ursprüngliche Titel dieses Romans
lautet Elf Bücher Metamorphosen oder
kurz Metamorphosen (lat. Metamorphoses).
Er erinnert an das gleichnamige Werk
Ovids, in dessen Metamorphosen wie
bei Apuleius Verwandlungen aus
menschlicher in tierische Gestalt thematisiert werden. Der heute geläufige
Titel "Der goldene Esel" (Asinus aureus)
ist erst in der Spätantike (beim Kirchenvater Augustinus) bezeugt und gilt als
nicht authentisch, doch hat der Autor möglicherweise einen Doppeltitel gewählt.
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Marie
von Ebner-Eschenbach
Krambambuli
Erzählung
(1884)
Vorliebe
empfindet der Mensch für allerlei Dinge und Wesen. Liebe, die echte,
unvergängliche, die lernt er - wenn überhaupt - nur einmal kennen. So
wenigstens meint der Herr Revierjäger Hopp. Wie viele Hunde hat er schon
gehabt, und auch gern gehabt; aber lieb, was man sagt lieb und unvergeßlich,
ist ihm nur einer gewesen - der Krambambuli. Er hatte ihn im Wirtshause zum
Löwen in Wischau von einem vazierenden Forstgehilfen gekauft oder eigentlich
eingetauscht. Gleich beim ersten Anblick des Hundes war er von der Zuneigung
ergriffen worden, die dauern sollte bis zu seinem letzten Atemzuge. Dem Herrn
des schönen Tieres, der am Tische vor einem geleerten Branntweingläschen saß
und über den Wirt schimpfte, weil dieser kein zweites umsonst hergeben wollte,
sah der Lump aus den Augen. Ein kleiner Kerl, noch jung und doch so fahl wie
ein abgestorbener Baum, mit gelbem Haar und spärlichem gelbem Barte. Der
Jägerrock, vermutlich ein Überrest aus der vergangenen Herrlichkeit des letzten
Dienstes, trug die Spuren einer im nassen Straßengraben zugebrachten Nacht.
Obwohl sich Hopp ungern in schlechte Gesellschaft begab, nahm er trotzdem Platz
neben dem Burschen und begann sogleich ein Gespräch mit ihm. Da bekam er es
denn bald heraus, daß der Nichtsnutz den Stutzen und die Jagdtasche dem Wirt
bereits als Pfänder ausgeliefert hatte und daß er jetzt auch den Hund als
solches hergeben möchte; der Wirt jedoch, der schmutzige Leuteschinder, wollte
von einem Pfand, das gefüttert werden muß, nichts hören.
Herr
Hopp sagte vorerst kein Wort von dem Wohlgefallen, das er an dem Hunde gefunden
hatte, ließ aber eine Flasche von dem guten Danziger Kirschbranntwein bringen,
den der Löwenwirt damals führte, und schenkte dem Vazierenden fleißig ein. -
Nun,
in einer Stunde war alles in Ordnung. Der Jäger gab zwölf Flaschen von
demselben Getränke, bei dem der Handel geschlossen worden - der Vagabund gab
den Hund. Zu seiner Ehre muß man gestehen: nicht leicht. Die Hände zitterten
ihm so sehr, als er dem Tiere die Leine um den Hals legte, daß es schien, er
werde mit dieser Manipulation nimmermehr zurechtkommen. Hopp wartete geduldig
und bewunderte im stillen den trotz der schlechten Kondition, in der er sich
befand, wundervollen Hund. Höchstens zwei Jahre mochte er alt sein, und in der
Farbe glich er dem Lumpen, der ihn hergab; doch war die seine um ein paar
Schattierungen dunkler. Auf der Stirn hatte er ein Abzeichen, einen weißen
Strich, der rechts und links in kleine Linien auslief, in der Art wie die
Nadeln an einem Tannenreis. Die Augen waren groß, schwarz, leuchtend, von
tauklaren, lichtgelben Reiflein umsäumt, die Ohren hoch angesetzt, lang,
makellos. Und makellos war alles an dem ganzen Hunde von der Klaue bis zu der
feinen Witternase: die kräftige, geschmeidige Gestalt, das über jedes Lob
erhabene Piedestal. Vier lebende Säulen, die auch den Körper eines Hirsches
getragen hätten und nicht viel dicker waren als die Läufe eines Hasen. Beim
heiligen Hubertus! dieses Geschöpf mußte einen Stammbaum haben, so alt und rein
wie der eines deutschen Ordensritters.
Dem
Jäger lachte das Herz im Leibe über den prächtigen Handel, den er gemacht
hatte. Er stand nun auf, ergriff die Leine, die zu verknoten dem Vazierenden
endlich gelungen war, und fragte: «Wie heißt er denn?» - «Er heißt wie das,
wofür Ihr ihn kriegt: Krambambuli», lautete die Antwort. - «Gut, gut, Krambambuli!
So komm! Wirst gehen? Vorwärts!» - Ja, er konnte lang rufen, pfeifen, zerren -
der Hund gehorchte ihm nicht, wandte den Kopf dem zu, den er noch für seinen
Herrn hielt, heulte, als dieser ihm zuschrie: «Marsch!» und den Befehl mit
einem tüchtigen Fußtritt begleitete, suchte aber sich immer wieder an ihn heran
zu drängen. Erst nach einem heißen Kampfe gelang es Herrn Hopp, die
Besitzergreifung des Hundes zu vollziehen. Gebunden und geknebelt, mußte er
zuletzt in einem Sacke auf die Schulter geladen und so bis in das mehrere
Wegstunden entfernte Jägerhaus getragen werden.
Zwei
volle Monate brauchte es, bevor Krambambuli, halb totgeprügelt, nach jedem
Fluchtversuche mit dem Stachelhalsband an die Kette gelegt, endlich begriff,
wohin er jetzt gehöre. Dann aber, als seine Unterwerfung vollständig geworden
war, was für ein Hund wurde er da! Keine Zunge schildert, kein Wort ermißt die
Höhe der Vollendung, die er erreichte, nicht nur in der Ausübung seines
Berufes, sondern auch im täglichen Leben als eifriger Diener, guter Kamerad und
treuer Freund und Hüter. «Dem fehlt nur die Sprache», heißt es von andern
intelligenten Hunden - dem Krambambuli fehlte sie nicht; sein Herr zum
mindesten pflog lange Unterredungen mit ihm. Die Frau des Revierjägers wurde ordentlich
eifersüchtig auf den «Buli», wie sie ihn geringschätzig nannte. Manchmal machte
sie ihrem Manne Vorwürfe. Sie hatte den ganzen Tag, in jeder Stunde, in der sie
nicht aufräumte, wusch oder kochte, schweigend gestrickt. Am Abend, nach dem
Essen, wenn sie wieder zu stricken begann, hätte sie gern eins dazu geplaudert.
«Weißt
denn immer nur dem Buli was zu erzählen, Hopp, und mir nie? Du verlernst vor
lauter Sprechen mit dem Vieh das Sprechen mit den Menschen.»
Der
Revierjäger gestand sich, daß etwas Wahres an der Sache sei; aber zu helfen
wußte er nicht. Wovon hätte er mit seiner Alten reden sollen? Kinder hatten sie
nie gehabt, eine Kuh durften sie nicht halten, und das zahme Geflügel
interessiert einen Jäger im lebendigen Zustande gar nicht und im gebratenen
nicht sehr. Für Kulturen aber und für Jagdgeschichten hatte wieder die Frau
keinen Sinn. Hopp fand zuletzt einen Ausweg aus diesem Dilemma; statt mit
dem Krambambuli sprach er von dem Krambambuli, von den Triumphen, die er
allenthalben mit ihm feierte, von dem Neide, den sein Besitz erregte, von den
lächerlich hohen Summen, die ihm für den Hund geboten wurden und die er
verächtlich von der Hand wies.
Zwei
Jahre waren vergangen, da erschien eines Tages die Gräfin, die Frau seines
Brotherrn, im Hause des Jägers. Er wußte gleich, was der Besuch zu bedeuten
hatte, und als die gute, schöne Dame begann: «Morgen, lieber Hopp, ist der
Geburtstag des Grafen...», setzte er ruhig und schmunzelnd fort: «Und da
möchten hochgräfliche Gnaden dem Herrn Grafen ein Geschenk machen und sind
überzeugt, mit nichts anderm soviel Ehre einlegen zu können wie mit dem
Krambambuli.»
-
«Ja, ja, lieber Hopp.» Die Gräfin errötete vor Vergnügen über dieses
freundliche Entgegenkommen und sprach gleich von Dankbarkeit und bat, den Preis
nur zu nennen, der für den Hund zu entrichten wäre. Der alte Fuchs von einem
Revierjäger kicherte, tat sehr demütig und rückte auf einmal mit der Erklärung
heraus. «Hochgräfliche Gnaden! Wenn der Hund im Schlosse bleibt, nicht
jede Leine zerbeißt, nicht jede Kette zerreißt, oder wenn er sie nicht
zerreißen kann, sich bei den Versuchen, es zu tun, erwürgt, dann
behalten ihn hochgräfliche Gnaden umsonst - dann ist er mir nichts mehr
wert.»
Die
Probe wurde gemacht, aber zum Erwürgen kam es nicht; denn der Graf verlor
früher die Freude an dem eigensinnigen Tiere. Vergeblich hatte man es durch
Liebe zu gewinnen, mit Strenge zu bändigen gesucht. Er biß jeden, der sich ihm
näherte, versagte das Futter und - viel hat der Hund eines Jägers ohnehin nicht
zuzusetzen - kam ganz herunter. Nach einigen Wochen erhielt Hopp die Botschaft,
er könne sich seinen Köter abholen. Als er eilends von der Erlaubnis Gebrauch
machte und den Hund in seinem Zwinger aufsuchte, da gab's ein Wiedersehen
unermeßlichen Jubels voll. Krambambuli erhob ein wahnsinniges Geheul, sprang an
seinem Herrn empor, stemmte die Vorderpfoten auf dessen Brust und leckte die
Freudentränen ab, die dem Alten über die Wangen liefen.
Am
Abend dieses glücklichen Tages wanderten sie zusammen ins Wirtshaus. Der Jäger
spielte Tarok mit dem Doktor und mit dem Verwalter, Krambambuli lag in der Ecke
hinter seinem Herrn. Manchmal sah dieser sich nach ihm um, und der Hund, so
tief er auch zu schlafen schien, begann augenblicklich mit dem Schwanze auf den
Boden zu klopfen, als wollt er melden: «Präsent!» Und wenn Hopp, sich
vergessend, recht wie einen Triumphgesang das Liedchen anstimmte: «Was macht
denn mein Krambambuli?», richtete der Hund sich würde- und respektvoll auf, und
seine hellen Augen antworteten:
«Es
geht ihm gut!»
Um
dieselbe Zeit trieb, nicht nur in den gräflichen Forsten, sondern in der ganzen
Umgebung, eine Bande Wildschützen auf wahrhaft tolldreiste Art ihr Wesen. Der
Anführer sollte ein verlottertes Subjekt sein. Den «Gelben» nannten ihn die
Holzknechte, die ihn in irgendeiner übelberüchtigten Spelunke beim Branntwein
trafen, die Heger, die ihm hie und da schon auf der Spur gewesen waren, ihm
aber nie hatten beikommen können, und endlich die Kundschafter, deren er unter
dem schlechten Gesindel in jedem Dorfe mehrere besaß. Er
war wohl der frechste Gesell, der jemals ehrlichen Jägersmännern etwas
aufzulösen gab, mußte auch selbst vom Handwerk gewesen sein, sonst hätte er das
Wild nicht mit solcher Sicherheit aufspüren und nicht so geschickt jeder Falle,
die ihm gestellt wurde, ausweichen können.
Die
Wild- und Waldschäden erreichten eine unerhörte Höhe, das Forstpersonal befand
sich in grimmigster Aufregung. Da begab es sich nur zu oft, daß die kleinen
Leute, die bei irgendeinem unbedeutenden Waldfrevel ertappt wurden, eine
härtere Behandlung erlitten, als zu andrer Zeit geschehen wäre und als gerade
zu rechtfertigen war. Große Erbitterung herrschte darüber in allen Ortschaften.
Dem Oberförster, gegen den der Haß sich zunächst wandte, kamen gutgemeinte
Warnungen in Menge zu. Die Raubschützen, hieß es, hätten einen Eid darauf
geschworen, bei der ersten Gelegenheit exemplarische Rache an ihm zu nehmen.
Er, ein rascher, kühner Mann, schlug das Gerede in den Wind und sorgte mehr
denn je dafür, daß weit und breit kund werde, wie er seinen Untergebenen die
rücksichtsloseste Strenge anbefohlen und für etwaige schlimme Folgen die
Verantwortung selbst übernommen habe. Am häufigsten rief der Oberförster dem
Revierjäger Hopp die scharfe Handhabung seiner Amtspflicht ins Gedächtnis und
warf ihm zuweilen Mangel an «Schneid» vor, wozu freilich der Alte nur lächelte.
Der Krambambuli aber, den er bei solcher Gelegenheit von oben herunter
anblinzelte, gähnte laut und wegwerfend. Übel nahmen er und sein Herr dem
Oberförster nichts. Der Oberförster war ja der Sohn des Unvergeßlichen, bei dem
Hopp das edle Weidwerk erlernt, und Hopp hatte wieder ihn als kleinen Jungen in
die Rudimente des Berufs eingeweiht. Die Plage, die er einst mit ihm gehabt,
hielt er heute noch für eine Freude, war stolz auf den ehemaligen Zögling und
liebte ihn trotz der rauhen Behandlung, die er so gut wie jeder andre von ihm
erfuhr.
Eines
Junimorgens traf er ihn eben wieder bei einer Exekution.
Es
war im Lindenrondell, am Ende des herrschaftlichen Parks, der an den
«Grafenwald» grenzte, und in der Nähe der Kulturen, die der Oberförster am
liebsten mit Pulverminen umgeben hätte. Die Linden standen just in schönster
Blüte, und über diese hatte ein Dutzend kleiner Jungen sich hergemacht. Wie
Eichkätzchen krochen sie auf den Ästen der herrlichen Bäume herum, brachen alle
Zweige, die sie erwischen konnten, ab und warfen sie zur Erde. Zwei Weiber
lasen die Zweige hastig auf und stopften sie in Körbe, die schon mehr als zur
Hälfte mit dem duftenden Raub gefüllt waren. Der Oberförster raste in
unermeßlicher Wut. Er ließ durch seine Heger die Buben nur so von den Bäumen
schütteln, unbekümmert um die Höhe, aus der sie fielen. Während sie wimmernd
und schreiend um seine Füße krochen, der eine mit zerschundenem Gesicht, der
andere mit ausgerenktem Arm, ein dritter mit gebrochenem Bein, zerbläute er
eigenhändig die beiden Weiber. In einer von ihnen erkannte Hopp die
leichtfertige Dirne, die das Gerücht als die Geliebte des «Gelben» bezeichnete.
Und als die Körbe und Tücher der Weiber und die Hüte der Buben in Pfand
genommen wurden und Hopp den Auftrag bekam, sie aufs Gericht zu bringen, konnte
er sich eines schlimmen Vorgefühls nicht erwehren.
Der
Befehl, den ihm damals der Oberförster zurief, wild wie ein Teufel in der Hölle
und wie ein solcher umringt von jammernden und gepeinigten Sündern, ist der
letzte gewesen, den der Revierjäger im Leben von ihm erhalten hat. Eine Woche
später traf er ihn wieder im Lindenrondell - tot. Aus dem Zustande, in dem die
Leiche sich befand, war zu ersehen, daß sie hierher, und zwar durch Sumpf und
Gerölle, geschleppt worden war, um an dieser Stelle aufgebahrt zu werden. Der
Oberförster lag auf abgehauenen Zweigen, die Stirn mit einem dichten Kranz aus
Lindenblüten umflochten, einen ebensolchen als Bandelier um die Brust gewunden.
Sein Hut stand neben ihm, mit Lindenblüten gefüllt. Auch die Jagdtasche hatte
der Mörder ihm gelassen, nur die Patronen herausgenommen und statt ihrer
Lindenblüten hineingesteckt. Der schöne Hinterlader des Oberförsters fehlte und
war durch einen elenden Schießprügel ersetzt. Als man später die Kugel, die
seinen Tod verursacht hatte, in der Brust des Ermordeten fand, zeigte es sich,
daß sie genau in den Lauf dieses Schießprügels paßte, der dem Förster gleichsam
zum Hohne über die Schulter gelegt worden war. Hopp stand beim Anblick der
entstellten Leiche regungslos vor Entsetzen. Er hätte keinen Finger heben
können, und auch das Gehirn war ihm wie gelähmt; er starrte nur und starrte und
dachte anfangs gar nichts, und erst nach einer Weile brachte er es zu einer
Beobachtung, einer stummen Frage: - «Was hat denn der Hund?»
Krambambuli
beschnüffelt den toten Mann, läuft wie nicht gescheit um ihn herum, die Nase
immer am Boden. Einmal winselt er, einmal stößt er einen schrillen
Freudenschrei aus, macht ein paar Sätze, bellt, und es ist gerade so, als
erwache in ihm eine längst erstorbene Erinnerung...
«Herein»,
ruft Hopp, «da herein!» Und Krambambuli gehorcht, sieht aber seinen Herrn in
allerhöchster Aufregung an und - wie der Jäger sich auszudrücken pflegte - sagt
ihm: «Ich bitte dich um alles in der Welt, siehst du denn nichts? Riechst du
denn nichts?...
O lieber
Herr, schau doch! riech doch! O Herr, komm! Daher komm!...»
Und
tupft mit der Schnauze an des Jägers Knie und schleicht, sich oft umsehend, als
frage er: «Folgst du mir?», zu der Leiche zurück und fängt an, das schwere
Gewehr zu heben und zu schieben und ins Maul zu fassen, in der offenbaren Absicht,
es zu apportieren.
Dem
Jäger läuft ein Schauer über den Rücken, und allerlei Vermutungen dämmern in
ihm auf. Weil das Spintisieren aber nicht seine Sache ist, es ihm auch nicht
zukommt, der Obrigkeit Lichter aufzustecken, sondern vielmehr den gräßlichen
Fund, den er getan hat, unberührt zu lassen und seiner Wege - das heißt in dem
Fall recte zu Gericht - zu gehen, so tut er denn einfach, was ihm zukommt.
Nachdem
es geschehen und alle Förmlichkeiten, die das Gesetz bei solchen Katastrophen
vorschreibt, erfüllt, der ganze Tag und auch ein Stück der Nacht darüber
hingegangen sind, nimmt Hopp, ehe er schlafen geht, noch seinen Hund vor.
«Mein
Hund», spricht er, «jetzt ist die Gendarmerie auf den Beinen, jetzt gibt's
Streifereien ohne Ende. Wollen wir es andern überlassen, den Schuft, der unsern
Oberförster erschossen hat, wegzuputzen aus der Welt? - Mein Hund kennt den
niederträchtigen Strolch, kennt ihn, ja, ja! Aber das braucht niemand zu
wissen, das habe ich nicht ausgesagt... Ich, hoho!... Ich werd meinen Hund
hineinbringen in die Geschichte... Das könnt mir einfallen!» Er beugte sich
über Krambambuli, der zwischen seinen ausgespreizten Knien saß, drückte die
Wange an den Kopf des Tieres und nahm seine dankbaren Liebkosungen in Empfang.
Dabei summte er: «Was macht denn mein Krambambuli?», bis der Schlaf ihn
übermannte.
Seelenkundige
haben den geheimisvollen Drang zu erklären gesucht, der manchen Verbrecher
stets wieder an den Schauplatz seiner Untat zurückjagt. Hopp wußte von diesen
gelehrten Ausführungen nichts, strich aber dennoch ruh- und rastlos mit seinem
Hunde in der Nähe des Lindenrondells herum.
Am
zehnten Tage nach dem Tode des Oberförsters hatte er zum erstenmal ein paar
Stunden lang an etwas andres gedacht als an seine Rache und sich im «Grafenwald»
mit dem Bezeichnen der Bäume beschäftigt, die beim nächsten Schlag ausgenommen
werden sollten.
Wie
er nun mit seiner Arbeit fertig ist, hängt er die Flinte wieder um und schlägt
den kürzesten Weg ein, quer durch den Wald gegen die Kulturen in der Nähe des
Lindenrondells. Im Augenblick, in dem er auf den Fußsteig treten will, der
längs des Buchenzaunes läuft, ist ihm, als höre er etwas im Laube rascheln.
Gleich darauf herrscht jedoch tiefe Stille, tiefe, anhaltende Stille. Fast
hätte er gemeint, es sei nichts Bemerkenswertes gewesen, wenn nicht der Hund so
merkwürdig dreingeschaut hätte. Der stand mit gesträubtem Haar, den Hals
vorgestreckt, den Schwanz aufrecht, und glotzte eine Stelle des Zaunes an. Oho!
dachte Hopp, wart, Kerl, wenn du's bist! Trat hinter einen Baum und spannte den
Hahn seiner Flinte. Wie rasend pochte ihm das Herz, und der ohnehin kurze Atem
wollte ihm völlig versagen, als jetzt plötzlich - Gottes Wunder! - durch den
Zaun der «Gelbe» auf den Fußsteig trat. Zwei junge Hasen hingen an seiner
Weidtasche, und auf seiner Schulter, am wohlbekannten Juchtenriemen, der
Hinterlader des Oberförsters. Nun wär's eine Passion gewesen, den Racker
niederzubrennen aus sicherem Hinterhalt.
Aber
nicht einmal auf den schlechtesten Kerl schießt der Jäger Hopp, ohne ihn
angerufen zu haben. Mit einem Satze springt er hinter dem Baum hervor und auf
den Fußsteig und schreit:
«Gib
dich, Vermaledeiter!» Und als der Wildschütz zur Antwort den Hinterlader von
der Schulter reißt, gibt der Jäger Feuer... All ihr Heiligen - ein sauberes
Feuer! Die Flinte knackst, anstatt zu knallen. Sie hat zu lang mit aufgesetzter
Kapsel im feuchten Wald am Baum gelehnt - sie versagt.
Gute
Nacht, so sieht das Sterben aus, denkt der Alte. Doch nein - er ist heil, sein
Hut nur fliegt, von Schroten durchlöchert, ins Gras.
Der
andre hat auch kein Glück; das war der letzte Schuß in seinem Gewehr, und zum
nächsten zieht er eben erst die Patrone aus der Tasche...
«Pack
an!» ruft Hopp seinem Hunde heiser zu: «Pack an!» Und:
«Herein,
zu mir! Herein, Krambambuli!» lockt es drüben mit zärtlicher, liebevoller -
ach, mit altbekannter Stimme...
Der
Hund aber -
Was
sich nun begab, begab sich viel rascher, als man es erzählen kann.
Krambambuli
hatte seinen ersten Herrn erkannt und rannte auf ihn zu, bis - in die Mitte des
Weges. Da pfeift Hopp, und der Hund macht kehrt, der «Gelbe» pfeift, und der
Hund macht wieder kehrt und windet sich in Verzweiflung auf einem Fleck, in
gleicher Distanz von dem Jäger wie von dem Wildschützen, zugleich hingerissen und
gebannt...
Zuletzt
hat das arme Tier den trostlos unnötigen Kampf aufgegeben und seinen Zweifeln
ein Ende gemacht, aber nicht seiner Qual. Bellend, heulend, den Bauch am Boden,
den Körper gespannt wie eine Sehne, den Kopf emporgehoben, als riefe es den Himmel
zum Zeugen seines Seelenschmerzes an, kriecht es - seinem ersten Herrn zu.
Bei
dem Anblick wird Hopp von Blutdurst gepackt. Mit zitternden Fingern hat er die
neue Kapsel aufgesetzt - mit ruhiger Sicherheit legt er an. Auch der «Gelbe»
hat den Lauf wieder auf ihn gerichtet. Diesmal gilt's! Das wissen die beiden,
die einander auf dem Korn haben, und was auch in ihnen vorgehen möge, sie
zielen so ruhig wie ein paar gemalte Schützen.
Zwei
Schüsse fallen. Der Jäger trifft, der Wildschütze fehlt.
Warum?
Weil er - vom Hunde mit stürmischer Liebkosung angesprungen - gezuckt hat im
Augenblick des Losdrückens. «Bestie!» zischt er noch, stürzt rücklings hin und
rührt sich nicht mehr.
Der
ihn gerichtet, kommt langsam herangeschritten. Du hast genug, denkt er, um jedes
Schrotkorn wär's schad bei dir. Trotzdem stellt er die Flinte auf den Boden und
lädt von neuem. Der Hund sitzt aufrecht vor ihm, läßt die Zunge heraushängen,
keucht kurz und laut und sieht ihm zu. Und als der Jäger fertig ist und die
Flinte wieder zur Hand nimmt, halten sie ein Gespräch, von dem kein Zeuge ein
Wort vernommen hätte, wenn es auch statt eines toten ein lebendiger gewesen
wäre.
«Weißt
du, für wen das Blei gehört?»
«Ich
kann es mir denken.»
«Deserteur,
Kalfakter, pflicht- und treuvergessene Kanaille!»
«Ja,
Herr, jawohl.»
«Du
warst meine Freude. Jetzt ist's vorbei. Ich habe keine Freude mehr an dir.»
«Begreiflich,
Herr», und Krambambuli legte sich hin, drückte den Kopf auf die ausgestreckten
Vorderpfoten und sah den Jäger an.
Ja,
hätte das verdammte Vieh ihn nur nicht angesehen! Da würde er ein rasches Ende
gemacht und sich und dem Hunde viel Pein erspart haben. Aber so geht's nicht!
Wer könnte ein Geschöpf niederknallen, das einen so ansieht? Herr Hopp murmelt
ein halbes Dutzend Flüche zwischen den Zähnen, einer gotteslästerlicher als der
andre, hängt die Flinte wieder um, nimmt dem Raubschützen noch die jungen Hasen
ab und geht.
Der
Hund folgte ihm mit den Augen, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war,
stand dann auf, und sein mark- und beinerschütterndes Wehgeheul durchdrang den
Wald. Ein paarmal drehte er sich im Kreise und setzte sich wieder aufrecht
neben den Toten hin. So fand ihn die gerichtliche Kommission, die, von Hopp
geleitet, bei sinkender Nacht erschien, um die Leiche des Raubschützen in
Augenschein zu nehmen und fortschaffen zu lassen. Krambambuli wich einige
Schritte zurück, als die Herren herantraten. Einer von ihnen sagte zu dem
Jäger: «Das ist ja Ihr Hund.» - «Ich habe ihn hier als Schildwache
zurückgelassen», antwortete Hopp, der sich schämte, die Wahrheit zu gestehen. -
Was half's? Sie kam doch heraus, denn als die Leiche auf den Wagen geladen war
und fortgeführt wurde, trottete Krambambuli gesenkten Kopfes und mit
eingezogenem Schwanze hinterher. Unweit der Totenkammer, in der der «Gelbe»
lag, sah ihn der Gerichtsdiener noch am folgenden Tage herumstreichen. Er gab
ihm einen Tritt und rief ihm zu: «Geh nach Hause!» - Krambambuli fletschte die
Zähne gegen ihn und lief davon, wie der Mann meinte, in der Richtung des Jägerhauses.
Aber dorthin kam er nicht, sondern führte ein elendes Vagabundenleben.
Verwildert,
zum Skelett abgemagert, umschlich er einmal die armen Wohnungen der Häusler am
Ende des Dorfes. Plötzlich stürzte er auf ein Kind los, das vor der letzten
Hütte stand, und entriß ihm gierig das Stück harten Brotes, an dem es nagte.
Das Kind blieb starr vor Schrecken, aber ein kleiner Spitz sprang aus dem Hause
und bellte den Räuber an. Dieser ließ sogleich seine Beute fahren und entfloh.
Am
selben Abend stand Hopp vor dem Schlafengehen am Fenster und blickte in die
schimmernde Sommernacht hinaus. Da war ihm, als sähe er jenseits der Wiese am
Waldessaum den Hund sitzen, die Stätte seines ehemaligen Glückes unverwandt und
sehnsüchtig betrachtend - der Treueste der Treuen, herrenlos!
Der
Jäger schlug den Laden zu und ging zu Bett. Aber nach einer Weile stand er auf,
trat wieder ans Fenster - der Hund war nicht mehr da. Und wieder wollte er sich
zur Ruhe begeben und wieder fand er sie nicht.
Er
hielt es nicht mehr aus. Sei es, wie es sei... Er hielt es nicht mehr aus ohne
den Hund. - Ich hol ihn heim, dachte er, und fühlte sich wie neugeboren nach
diesem Entschluß.
Beim
ersten Morgengrauen war er angekleidet, befahl seiner Alten, mit dem
Mittagessen nicht auf ihn zu warten, und sputete sich hinweg. Wie er aber aus
dem Hause trat, stieß sein Fuß an denjenigen, den er in der Ferne zu suchen
ausging. Krambambuli lag verendet vor ihm, den Kopf an die Schwelle gepreßt,
die zu überschreiten er nicht mehr gewagt hatte.
Der
Jäger verschmerzte ihn nie. Die Augenblicke waren seine besten, in denen er
vergaß, daß er ihn verloren hatte. In freundliche Gedanken versunken,
intonierte er dann sein berühmtes: «Was macht denn mein Krambam...» Aber mitten
in dem Worte hielt er bestürzt inne, schüttelte das Haupt und sprach mit einem
tiefen Seufzer: «Schad um den Hund.»
Über den Hund
De Cane.
Der Hund ist recht warm und hat in seinem Wesen und seinen Gewohnheiten etwas
vom Menschen und deshalb fühlt und kennt er den Menschen und liebt ihn und hält
sich gern bei ihm auf und ist ihm treu. Der Teufel haßt den Hund und schreckt
vor ihm zurück wegen der Treue, die er zum Menschen empfindet.
Der Hund erkennt Feindseligkeit, Zorn und
Unredlichkeit am Menschen und knurrt oft deswegen. Und wenn er weiß, daß in
einem Hause Feindseligkeit oder Zorn herrscht, knirscht er, mit den Zähnen und
murrt. Auch wenn ein Mensch einen Verrat plant, knurrt er ihn an, und
«zanckelt» ...
Auch Freude und Trauer des Menschen fühlt er vorher.
Wenn Freudiges bevorsteht, bewegt er fröhlich den Schwanz, wenn Trauriges
bevorsteht, heult er traurig.
Die Wärme seiner Zunge bringt Wunden und Geschwüren
Heilung, wenn er sie mit seiner warmen Zunge leckt. Schuhe aus seinem Fell
schwächen wegen dessen Unreinheit, denn es ist oft durch den unreinen Schweiß
des Fleisches getränkt. Sein Fleisch ist für den Menschen nicht zu benutzen. Seine
Leber und seine Eingeweide sind giftig. Etwas, wovon der Hund gegessen hat,
soll der Mensch nicht mehr genießen, weil er sonst von dem Gift des Hundes
etwas, das der Hund in die Überreste speit, mit aufnähme.
(Übersetzt nach: Hildegard von Bingen, Alle Werke. Patrol. Lat. 197, Sp. 1327f.)
Der Hund Petitcriu
(im Tristan) Eines Tages ergab es sich, daß Tristan in trübsinnigen
Gedanken bei Gilan saß und, ohne daß er es merkte, aufseufzte. Nun, das
bemerkte Gilan. Er befahl, man solle sein Hündchen Petitcriu bringen, seine
Herzensfreude aus Avalon und das Labsal seiner Augen. Was er befahl, wurde
getan. Ein vornehmes, kostbares Purpurtuch, das fremdartig und merkwürdig war
und in der Größe zum Tisch paßte, wurde vor ihm auf den Tisch gebreitet und ein
Hündchen draufgesetzt. Das war bezaubernd, so hörte ich erzählen, und dem
Herzog aus dem Feenreich Avalon von einer Göttin geschickt worden, und zwar aus
Zuneigung und Liebe. Es war in zweifacher Hinsicht mit Kunstfertigkeit
ausgestattet, nämlich in der Farbe und in seiner Zauberkraft, so daß eine
Zunge niemals so beredt und ein Herz nie so klug sein könnte, daß es seine
Schönheit und sein Wesen hätte beschreiben und erzählen können. Seine Farben gingen auf so fremdartige
Weise ineinander über, daß niemand richtig erkennen konnte, welche Farbe es
denn nun eigentlich hatte. Wenn man seine Brust ansah, schimmerte sein Fell so
verschiedenartig, daß niemand etwas anderes behaupten konnte, als daß es weiß
wie Schnee sei, an den Lenden grüner als Klee, die eine Seite röter als Scharlach,
die andere gelber als Safran. An der Unterseite schien es tiefblau, oben waren
die Farben so wunderschön vermischt, daß sich keine von ihnen hervordrängte. Es
war nicht grün, nicht rot, nicht weiß, nicht schwarz, nicht gelb, nicht blau,
und doch ein wenig von alledem, ich meine richtig purpurglänzend. Wenn man
dieses merkwürdige Geschöpf aus Avalon gegen den Strich der Haare betrachtete,
so war wohl keiner verständig genug, seine Farbe richtig zu erkennen. Sie war
so verschiedenartig und so völlig unbestimmt, als ob da gar keine Farbe war. Um seinen Hals hatte es ein Kettchen aus
Gold. An dem hing eine Glocke... Tristan sah und hörte das seltsame Wunder
an. Den Hund und das Glöckchen besah und betrachtete er, nahm jedes für sich
wahr, den Hund und sein seltsames Fell, die Glocke und ihren lieblichen Klang.
Über beides staunte er sehr, aber er hielt dabei doch das Wunder dieses
Hündchens für viel erstaunlicher als das des süßen Glockenklangs, der in seine
Ohren hineintönte und ihm alle Trauer nahm. Es erschien ihm wunderbar, daß
seine Augen bei klarem Blick doch getäuscht wurden durch alle diese Farben und
daß er keine genau erkennen konnte, so sorgfältig er sie auch anschaute. Sanft
griff er hin und streichelte es mit den Händen. Als er es berührte, meinte Tristan, er fühle feine Seide, so weich war
es überall. Aber es knurrte und bellte nicht, zeigte auch keinen Ärger, wie
sehr man auch mit ihm scherzte. Wie man von ihm erzählt, aß und trank es nicht.
Als es fortgetragen worden war, war Tristans Schmerz und Klage wieder so frisch
wie zuvor...
(Trist. 15 793ff.)
(Tristan
erhält Petitcriu und schickt ihn zu seiner Geliebten Isolde.)
Sie ließ nun aus kostbaren Stoffen, aus Geschmeide und
aus Gold ein
wunderschönes Häuslein anfertigen, wie man es sich schöner
nicht hätte wünschen können. Und darin wurde für das Tier eine prächtige
Seidendecke ausgebreitet, auf der es wohnte. Tag und Nacht, ob in Gesellschaft
oder allein, immer war es unter Isoldes Augen. Wo immer sie war, wohin sie
immer ritt, sie gewöhnte sich an, es nie aus dem Blick zu verlieren. Immer
führte oder trug man es mit, wo sie es anschauen konnte...
(Trist. 16341 ff.)
Der Hund Hiudan
(Als Tristan und Isolde vom Hof verbannt werden,
bereiten sie ihr Leben fern von der höfischen Gesellschaft vor:)
Tristan nahm zwanzig Mark von Isoldes Gold für sich
und Isolde, gleichsam als Notgroschen und für die Nahrung. Überdies brachte man
ihm, was er sich für die Reise gewünscht hatte, seine Harfe und sein Schwert,
seine Armbrust für die Jagd und sein Horn. Außerdem hatte er sich einen von
seinen Jagdhunden ausgesucht, der besonders schön und klein war und Hiudan
hieß. Den nahm er an seine Hand. Sein Gefolge befahl er der Obhut Gottes und
ließ sie wieder heimfahren zu seinem Vater Rual. Nur seinen Freund Kurwenal
behielt er bei sich. Ihm gab er seine Harfe. Die Armbrust nahm er dann selbst,
das Horn und den Hund ebenfalls, Hiudan, nicht Petitcriu. So ritten sie zu
dritt vom Hofe fort. (Trist.
16642ff.)
(Aus: Gotfried von Straßburg, Tristan. Übersetzt nach
dem mittelhochdeutschen Text)
Das Wesen der Hunde
Wie man die Hunde auch ziehe, bitte,
Sie behalten immer Hundesitte.
Einen Rindsschenkel nahm ein Hund
Für roten Goldes tausend Pfund.
Ginge er auch zur Kirch
ein ganzes Jahr,
Er bliebe ein Hund doch immerdar.
Schön tun soll man fremdem Hund,
Daß er nicht knurre zu aller Stund.
Mancher Hund mag friedlich sich gebaren:
Sein Beißen bringt den Leuten doch Gefahren.
Ein Hund pflegt kein Heu zu fressen,
Und greint doch, sieht ers Lämmer essen.
Daß an Einem Beine zwei Hunde nagen
Ohne Knurren, das hörte ich niemals sagen.
Zwischen Hunden und den Katzen
War Beißen stets und Kratzen.
(Aus: Freidanks Bescheidenheit. Neu übersetzt nach K.
Simrock. Stuttgart 1867.)
Hirsch und Hunde
Der heilige David sagt im Psalter: «Wie den Hirsch
dürstet nach dem Born des Wassers, so, Herr, dürstet meine Seele nach dir,
Gott!» Wenn der Hirsch von den Hunden stark durch die Wälder und Berge gejagt
wird, so wird von der großen Hitze in ihm ein großer Durst und ein Begehren nach
Wasser erzeugt, viel mehr als bei anderen Tieren. Wie nun der Hirsch von den
Hunden gejagt wird, so wird der anhebende Mensch von den Versuchungen gejagt.
Wenn er sich gerade erst abwendet von der Welt, und besonders von seinen
starken, großen, groben Sünden, wird der Mensch stark gehetzt. Das sind die
sieben Hauptsünden, die jagen ihm nach mit großen, heftigen Anfechtungen, viel
mehr, als da er noch ganz in der Welt stand, denn da kam die Versuchung wohl
überraschend über ihn, aber nun wird er ihr Jagen gewahr. So sagt Salomon:
«Mein Sohn, wenn du beginnst Gott zu dienen, dann bereite sogleich dein Herz
gegen die Versuchung». Je stärker und heftiger nun dies Jagen ist, desto größer
soll auch der Durst sein, den wir nach Gott haben, und die Hitze und das Begehren.
Nun geschieht es zuweilen, daß einer der Hunde den Hirsch erreicht und ihm mit
den Zähnen an den Bauch fährt; kann dann der Hirsch den Hund nicht loswerden,
so schleift er ihn nach bis zu einem Baum und schlägt ihn dann wohl hart da
herum und bricht ihm den Kopf und wird ihn so los. So soll es der Mensch auch
machen. Kann er seine Hunde, seine Versuchungen, nicht überwinden, so soll er
mit großer Eile an den Baum des Kreuzes und Leidens unseres Herrn Jesu Christi
laufen, und da schlägt er seinem Hunde, das ist seiner Versuchung, den Kopf
entzwei; das heißt, er überwindet da alle Anfechtung und wird ganz frei von
ihr.
Wenn nun der Hirsch sich der großen Hunde erwehrt hat,
so kommen die kleinen Hündlein und laufen den Hirsch von unten an und fassen ihn
hie und da, und davor hütet sich der Hirsch nicht allzusehr, und doch setzen
sie ihm so zu, daß er davon verenden muß. So geschieht es auch dem Menschen.
Hat er sich der großen Sünden erwehrt und sie überwunden, so kommen dann die
kleinen Hündlein, vor denen er sich nicht hütet, das sind die Gespielen oder
Kleinodien oder die Gesellschaft oder Kurzweil und der Menschen Freundlichkeit.
Die reißen ihm hie und da Stücklein aus, sie ziehen ihm sein Herz und seine
Inwendigkeit auseinander, daß er notwendig verderben muß an allem göttlichen
Leben, an aller Gnade und Andacht, an allem göttlichen Ernst, Empfinden Gottes
und heiliger Andacht. Das ist ihm oft viel schädlicher als die großen
Versuchungen, denn vor denen hütet er sich und hält sie für Unrecht, auf die
kleinen achtet er aber nicht. Wie nun alle Dinge, die man nicht erkennt, viel
schädlicher sind als die, welche man kennt, so ist es auch mit diesen
Lebensumständen, auf die man nicht achten will, wie Gespielschaft oder Tücher,
Kleider und Kleinodien.
(Aus: Johann Tauler, Predigten. Übertragen von Leopold
Naumann. Leipzig 1923, S.5of.)
Vom Hunde
Jacobus sagt, die Hunde seien zu allen Dingen
gelehrige Tiere, und wenn sie auch gern schlafen, so behüten sie ihres Herrn
Haus doch wachsam. Sie haben ihren Herrn so lieb, daß sie oft seinetwegen
sterben. Von allen unvernünftigen Tieren kennt der Hund allein, wie Solinus
bemerkt, seinen eigenen Namen. Jakobus gibt auch an, daß einige Hunde im Stande
sind, die Diebe zu wittern und sie voll Haß aus anderen Leuten herauszusuchen.
Wenn auch einige Hunde gern am Tische ihres Herrn liegen, so haben sie sich,
wie Jakobus sagt, dabei doch so, daß sie ein Auge auf die milde Hand ihres
Herrn und das andere auf seine Haustüre werfen. Wenn die Hunde jemand grimmig
anlaufen und er fällt auf die Erde, so wird ihre Wut besänftigt. Die Hunde
werfen blinde Junge, diese bleiben zwölf Tage, zuweilen auch drei Wochen lang,
blind. Die Hündin trägt vierzig Tage [...]
Wenn die Hunde krank sind, so fressen sie ein Kraut,
das die Zunge stark reizt. Dadurch verlieren sie dann mit Würgen die schädliche
Flüssigkeit aus dem Magen und werden so gesund. Das Alter der Hunde erkennt man
nach Aristoteles nur aus dem Gebiß, denn die Zähne junger Hunde sind scharf und
weiß, die der alten stumpf und schwarz. Einige behaupten, die Hunde könnten
fern von Menschen nicht aushalten, und würden wütend, wenn sie zu den Häusern
der Menschen keinen Zutritt mehr haben. Die Zunge des Hundes heilt seine
eigenen wie auch fremde Wunden mit Lecken, und ist deshalb seine Ärztin. Die
männlichen Hunde fugen der Hündin nicht gern Böses zu. [...]
Eine böse Angewohnheit haben die Hunde: sie
verunreinigen und benetzen die schönsten Orte und Gewänder. Schuhe von
Hundsfell an den Füßen sind gut gegen die Gicht, wenn aber die Hunde sie
wittern, so benetzen sie sie. Gibt man einem anderen, kranken Tiere Hundeblut,
so wird es gesund. Um zu erkennen, ob ein Biß von einem wutkranken Hunde
herrührt oder nicht, verfährt man so: Man macht aus einer gut gebackenen Nuß
ein Pflaster, legt es einen Tag und eine Nacht auf die Wunde und gibt es dann
einem hungrigen Hahn oder einer Henne zu fressen. Trinken sie darauf, so rührt
der Biß nicht von einem tollen Hunde her, trinkt der Hahn oder die Henne aber
nicht, so war der Hund wutkrank, und der Hahn oder die Henne stirbt. Doch
können sie noch einen Tag und eine Nacht nachher leben. Ferner: Wenn man ein
Stück Brot in das Blut einer, von einem tollen Hund gebissenen Wunde drückt, so
frißt kein gesunder Hund davon. Es ist auch eine wunderbare Sache und kommt oft
vor, daß ein von einem wütenden Hunde gebissener Mann die jungen Hunde wie ein
Hund leckt und wie ein Hund bellt. Alexander lehrt, wie man wutkranke Menschen
heilen soll und rät, man solle die Wunde ein Jahr lang offen halten und sie
nicht vernarben oder überhäuten lassen.
(Aus: Konrad von Megenberg, Das Buch der Natur,
übersetzt von Hugo Schulz. Greifswald 1897, S. 102/.)
Von den Hunden
Das erste kapitel, das da sagt, was
eigenschaft und art die hunde gemeinhin an sich haben.
Um nun in dem vierten und in dem letzten teil dieses
buches etwas von den hunden zu sagen, so muß man wissen, daß die hunde unter
allen anderen tieren die eigenschaft haben, daß sie ohne den menschen nicht
sein können und daß sie den menschen auch so liebhaben, daß sie sein haus und
sein wohnung bewachen und um seinetwillen auch sterben, sie laufen auch überaus
willig mit ihren herren auf die jagd und an die beize und sonst anderswo hin,
wo immer es ihren herren gefällt. Das tun sie zumal dann, wenn man sie lockt
und sie mit ihrem eigenen namen anruft. Sie haben es auch von natur an sich,
daß sie, wenn sie selbst krank sind, gras essen und andere kräuter ... So ist
ihre zunge von natur so heilend, daß sie, wenn sie damit wunden belecken, diese
damit heilen. Und wenn sie die wunden mit der zunge nicht erreichen können, so
machen sie mit der zunge die füße feucht und bestreichen die wunden und machen
sie damit heil. Weiter muß man wissen, daß die hunde sich von natur sehr stark
ihrer gestalt nach unterscheiden, in bezug auf große und in bezug auf rang ...
Und wie unter den edeln hunden manche klein sind wie die vogelhunde und die
beizhunde und manche größer als die jagdhunde und leithunde und manche sogar
noch größer als die Windhunde, ebenso ist es auch bei den unedlen hunden,
manche sind klein, manche von mittlerer große und manche sehr groß. Insofern
aber die unedlen hunde nicht viel mit dem adel zu tun haben, will ich hier
allein von den edlen hunden handeln. Und dabei ist nun zu beachten, daß die
hunde nicht allein von natur, sondern auch vom lande und von der gegend, in
denen sie geboren werden und aufwachsen, der gestalt nach, der große und dem
rang nach sehr unterschiedlich sind, und dadurch kommt es auch, daß die
Windhunde und die andern edlen hunde in dem einen lande edler und besser sind
als in dem andern. Und soviel teilt das land und die gegend der beschaffenheit
des hundes mit, daß manche kenner schreiben, im lande albanien befänden sich so
starke hunde, daß sie einen löwen oder einen elefanten überwinden können und
daß sie wölfe und bären gar nicht beachten... Und weiter muß man wissen, daß im
allgemeinen alle hunde blind geboren werden und bis zum neunten Tag blind
bleiben, und unter den jungen welpen, die also noch nicht sehen können, ist der
der alleredelste, der am letzten anfängt zu sehen, oder der, den die
hundemutter als ersten zum nest und zum bett trägt.
(Bearb. nach: H. Mynsinger, Von den Falken, Pferden
und Hunden. Hrsg. v. K. D. Hassler (Bibi, des Litt. Vereins Bd. 71). Stuttgart
1863, S. 8gf)
Vom Hunde im Wasser
Es lief ein Hund durch einen Wasserstrom und hatte ein
Stück Fleisch im Maule. Als er aber das Spiegelbild vom Fleisch im Wasser
siehet, wähnet er, es wäre auch Fleisch und schnappet gierig danach. Da er aber
das Maul auftät, entfiel ihm das Stück Fleisch, und das Wasser fuhret's weg.
Also verlor er beide, das Fleisch und das Spiegelbild.
Man soll sich begnügen lassen an dem, das Gott gibt.
Wer das Wenige verschmäht, dem wird das Größere nicht zuteil. Wer zuviel haben
will, der behält zuletzt nichts. Mancher verliert das Gewisse über dem
Ungewissen.
(Bearb. nach: Luthers Fabeln. Neubearbeitet von E.
Thiele. Halle 1911, S.4)
Petrarcas Hund
Jedwedes Ding erliegt der Zeit; nur das,
Was du mir schenkst, gewinnt an Wert und Nutzen
Im Zeitenlauf. - Ein Hund, an Königspracht
Und Königsmahl gewöhnt, auf Purpurdecken
Nach Prinzenart gewöhnt zu ruhn,
der kam aus Spanien in dein Haus.
Der Heimat Sitte vergaß er schnell,
und mehr als Spaniens Schlösser
Behagt ihm bald das reiche Römerhaus
Mit guter Kost und langem Schlaf; er fand
Im neuen Haushalt alles nach Begehr,
Und froh genoß er deines Daches Frieden.
Als scheidend ich den Abschiedsgruß dir sprach,
Gabst du zum Trost mir diesen Weggenossen.
Zwar spürt' er wohl, daß von dem höchsten Platze
Er tief hinabstieg; aber willig bot,
Wenn auch betrübt, er seinen Hals der Kette,
Bescheiden folgend dem bescheidnen Herrn.
Nun hat er längst die alte Pracht vergessen,
Springt fröhlich durch das Gras, durchschwimmt den
Fluß,
Schnappt nach den Wellen, tummelt sich im Nassen
Und teilt mein Mahl und meiner Muße Freuden.
Das hohe Schloß, die reichbesetzte Tafel
Entbehrt er gern, denn mehr Genüsse schafft
Ihm Brot und Wasser und mein kleines Haus.
Wie gut ihm das bekommt! Wie glänzt die Haut,
Die reingewaschne! Seine Stirn ist frei,
Sein Blick ist klar, von Wohlbefinden leuchtend.
Den Nacken trägt er höher jetzt als sonst,
Und kräftig ragt der breitgebaute Rücken.
Er sieht mit Stolz das reichgeschmückte Halsband,
Mit Hochgefühl den breiten, roten Gürtel,
Aus dem die weißen Säulen glänzend strahlen.
Daran erkennt er stolzbewußt, daß einst Er dir
gehörte!
- Meine Wiese meidet Des Nachbars frecher Hirt,
und seine Herde Hält er respektvoll fern. Ein strenger
Hüter
Bewacht mein Tor; das lästig dreiste Volk
Scheut meine Schwelle, die es sonst bestürmte.
So leb' ich frei, mein eigner Herr. Zur Seite
Hab' ich beständig ihn, und wenn erschöpft
In stiller Kammer ich die Glieder strecke
Und Schlaf mir auf die müden Augen sinkt,
So hält er draußen Wache. Schlaf ich länger,
Als sich's gebührt, so macht er Lärm, erinnert,
Laut scheltend, daß die Sonne schon erwacht,
Und kratzt die Tür mit ungeduld'gem Fuß.
Tret' ich heraus, ruft er mir freudig Beifall,
Läuft mir voran den wohlbekannten Weg,
Schaut oft zurück. Hab' ich an Baches Rand
Mich weich gebettet, Träumen nachzuhängen,
Macht er die Runde, mustert jeden Zugang.
Zur Erde streckt er dann die weiße Brust,
Weist mir den Rücken, fremdem Volk die Zähne!
Am klaren Quell weiß ich ein stilles Plätzchen,
Umringt von Fels und Flut, nur Vögel finden
Den Zugang; oft mit bangem Herzen eilt' ich
Zum lieben Ort. Da macht er Halt, besetzt
Den Weg und sperrt den Fels mit starkem Leibe.
Dort meldet jedes Nah'n er leise an,
Stürmt dann hervor, wenn ich's nicht hindre, - sorgsam
Bewacht er so des Dichters stilles Sinnen.
Je nach Geheiß zeigt er sich wild und zahm,
Bös gegen Fremde, artig gegen Freunde,
Die schmeichelnd er mit frohem Wedeln grüßt,
Die Ohren senkend. Doch wer ihn erblickt,
Wie er den Weg, quer hingestreckt, versperrt,
Der macht sich zitternd fort. Der arme Landmann,
Der um verschlungnen Rechtsfall, um der Wirtschaft
Verlegenheit, auch um der Töchter Mitgift
Mich zu befragen liebte, - schien ich doch
Ein zweiter Appius und Acilius ihm -
Er stört nicht mehr des Dichtersitzes Frieden,
Sorgt selbst für seine Sache. Meinen Wunsch,
Der mir des Lebens höchstes Glück erscheint,
Mit mir allein zu sein, seh' ich erfüllt,
Und tausend Freuden dank' ich deiner Gabe! -
Er tanzt im Tal, am Bachesrand sich müde,
Den hellen Sang der Kinder äfft er nach,
Treibt unaufhörlich Possen. Doch die Gänse,
Die durch die Pfütze watscheln, nimmt voll Grimm
Er stets auf Korn. Er jagt sie längs dem Ufer
Auf hohe Klippen; flieht ins tiefe Wasser
Ein arg verfolgter Vogel, stürmt er nach,
Schleppt aus des Baches Mitte ihn ans Land.
Durch seine Beute meine Kost zu bessern.
Doch spaßt er nur, weil ihn die Wasserjagd
Ergötzt, - und zürnt er auch ein wenig, ist's,
Weil ihm das Schnattern auf die Nerven fällt!
Er ist ja wie ein Lamm; kein junges Tier,
Kein Schäfchen, kein verirrtes Zicklein wird
Er jemals necken; ja, ich sah ihn stutzen,
Als jäh ein Hase seinen Weg gekreuzt.
Doch kot'ge Säue, krafterfüllte Rinder
Packt mutig er mit scharfem Zahn ans Ohr. -
So war der Hund geartet, den aus Indien
Einst Alexander als Geschenk erhielt.
Das war ein Königshund und darum stolz.
Er schnappte nicht nach so gemeinem Wild,
Wie Hirsche, Bären, Eber sind; er sparte
Nur für die höchste Jagdlust seine Kraft.
Drum ward er arg verkannt von seinem Herrn,
Der hitzig, wie er war, das edle Tier,
Das bessres Los verdiente, töten ließ.
Man schickt ein andres Tier. Das war geübt,
Die grimmen Löwen, ries'ge Elefanten
Zu werfen, daß vom Fall die Erde dröhnte.
Das wirkte. Jetzt ersah der junge König,
Wie's um die Hunde stand; es tat ihm leid,
Daß er geirrt und übereilt den Kämpfer
Erschlagen, weil ein würd'ger Gegner fehlte. -
Des meinen edle Art kenn' ich genau:
Ein säugend Lämmchen reizt ihn ohne Schaden;
Jedoch die Löwin, ja die Tigerin,
Der man ihr Junges nahm, erschreckt ihn nicht!
Mich deucht, du warst dabei, wie im Palast
Des höchsten Kirchenherrn er sich betrug.
Er tobte plötzlich, lärmte, bellte wütend
Und stürmte grimmig vor, das Haar gesträubt,
Zum Angriff auf den Löwen, den im Käfig
Man dort ihm zeigte. Ja, es fiel mir schwer
Ihn wegzubringen; wie betrübt er war,
Zeigt' er durch tiefes, langes Heulen an.
Doch nun genug! Zum Schluß noch meid' ich eins:
Wenn er von deinen Leuten wen erblickt,
Aus Zufall oder wenn sie Botschaft bringen,
- Denn ob auch fern, bleibst du den Deinen nah -
Dann faßt ihn Sehnsucht nach des Schlosses Hallen,
Dann sind das Tal, die Fluren ihm verhaßt,
Dann sehnt er sich das alte Glück herbei,
Und ließ' ihm freie Wahl das Schicksal, ja!
Er eilte freudig auf Colonnas Burg! -
(Aus: Franz Petrarcas Poetische Briefe. Hrsg. v. F.
Friedersdorff. Halle 1903, S.198ff.)
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